Sport nach Covid-19 Infektion oder Corona Impfung? Wir klären auf!

Sport nach Covid-19 Infektion oder Corona Impfung? Wir klären auf!

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Wir wollen euch in diesem Artikel in Zusammenarbeit mit dem Kardiologen Dr. Max  Garcia Martinez einen Leitfaden für die individuelle Rückkehr zum Sport nach einer COVID-19 Infektion bereitstellen.

„Return to Sports“ nach Corona –
alles zu Sport nach COVID Infektion

COVID-19 und die damit einhergehende Pandemie hält die Welt in Atem. Die beispiellosen Auswirkungen haben auch vor dem Sportbereich keinen Halt gemacht.

Geschlossene Fitnessstudios, Kontaktsportverbot und die Angst vor Ansteckungen haben ihre Spuren hinterlassen – egal, ob bei Freizeitsportlern oder Profis. Die Angst vor einer Ansteckung bzw. einer Ausbreitung des Virus hindern immer noch viele zu alten sportlichen Gewohnheiten zurückzukehren. Aber auch Spätfolgen der Infektion erschweren bei vielen Athlet:innen die Rückkehr zum Sport. Selbst wenn die Krankheit bereits überstanden scheint, sollte körperliche Belastung niedrig gehalten werden. 

Sport nach COVID – ein Kardiologe gibt Antwort

Eine COVID-19 Infektion kann eine Reihe medizinischer Komplikationen mit möglichen mittel- und langfristigen Folgen verursachen. Auch wenn die Infektion bereits überstanden scheint, sollte ein Wiedereinstieg ins Training bzw. eine Rückkehr zum Sport mit Bedacht erfolgen und entsprechend geplant sein. Empfohlen wird außerdem ein Gesundheitscheck für den Wiedereinstieg ins Training.

Gemeinsam mit Kardiologen Dr. Max Garcia Martinez haben wir in diesem Artikel einen Leitfaden für die individuelle Rückkehr zum Sport nach einer COVID-19 Infektion entwickelt. 

Inhalt

Wie äußert sich die Erkrankung? Gibt es individuelle Unterschiede in Sachen Symptomatik und Verlauf?

Die Symptomatik und der Verlauf der Erkrankung sind vielfältig und hängen von verschiedenen Faktoren ab; dies macht eine pauschale Antwort sehr schwer. So gibt es die asymptomatischen Patientinnen und Patienten mit keinen Beschwerden. Gängige Symptome eines milden Verlaufs wie Fieber, Husten, Kurzatmigkeit, Müdigkeit/Abgeschlagenheit, Halsschmerzen, Geschmacksverlust, Gliederschmerzen und Kopfschmerzen müssen nicht alle im Rahmen einer Infektion auftreten. Ein schwerer Verlauf geht in der Regel mit einem Krankenhausaufenthalt einher. 

Nach der akuten Infektion gibt es Patientinnen und Patienten, die anhaltende Beschwerden haben, auch bekannt als Post-Covid- bzw. Long-Covid-Syndrom.

Gibt es Studien zur Auswirkungen der körperlichen Fitness auf den klinischen Verlauf bzw. die Genesung? Haben Sie Erfahrungswerte?

Als Kardiologe betreue ich viele Patientinnen und Patienten mit Vorerkrankungen. Hier zeigt die Studienlage, dass gewisse Erkrankungen als Risikofaktoren für einen schweren Verlauf zu werten sind. Dazu gehören unter anderem Adipositas, Bluthochdruck und Diabetes. Dies sind Risikofaktoren, deren Auftreten durch einen gesunden Lebensstil mit regelmäßiger sportlicher Aktivität reduziert werden können. Insofern ist eine körperliche Fitness sicherlich von Vorteil. Allerdings gibt es auch Patientinnen und Patienten, die ohne Vorerkrankungen einen schweren Verlauf bzw. anhaltende Beschwerden entwickeln.

Worauf sollte nach einer Erkrankung aus medizinischer geachtet werden?

Aus medizinischer Sicht ist eine ausreichende Erholungszeit auch noch nach der akuten Infektion und ein schrittweiser sowie kontrollierter Wiedereinstieg in den Sport empfehlenswert.

Man hört und liest immer wieder von kardiovaskulären Folgen bei Sportlern, zum Beispiel Herzmuskelentzündungen (Myocarditis). Wie kann man sich davor schützen?

Wichtig ist eine körperliche Schonung während der Erkrankung und es sollte keinesfalls während einer akuten Infektion eine sportliche Betätigung erfolgen. Wie schon erwähnt ist nach einer Infektion und einer adäquaten Trainingspause ein schrittweiser sowie kontrollierter Wiedereinstieg in den Sport empfehlenswert. Sollten auch nach dem akuten Infekt weiter Beschwerden bestehen, ist eine ärztliche Konsultation vor geplantem Trainingswiederbeginn ratsam. Wichtig an dieser Stelle ist auch die Schutzwirkung einer Covid-19-Impfung zu erwähnen.

Gibt es andere Komplikationen, auf die man aufpassen sollte?


Ja, es gibt diverse weitere Komplikationen die sich aufgliedern lassen in:

 

  • neurologische Komplikationen (bspw. andauernder Schwindel, Kopfschmerzen, Depressionen, Konzentrationsstörungen, chronisches Fatigue-Syndrom, etc.)
  • Nierenversagen
  • Gefäßkomplikationen (bspw. Thrombosen, Embolien, etc.)
  • pulmologische Komplikationen (bspw. Lungenfibrose, pulmonaler Lungenhochdruck, etc.)
  • kardiologische Komplikationen (Herzmuskel- bzw. Herzbeutelentzündung, Herzrhythmusstörungen,
    Herzschwäche, etc.)
  • Komplikationen des Muskelsystems (bspw. Schwäche, Abbau von Muskelmasse, etc.)
  • Anhaltende Komplikationen/Beschwerden nach Covid werden als Post-Covid- bzw. Long-Covid-Syndrom bezeichnet. Das sind anhaltende Beschwerden aus den verschiedenen oben angeführten Formenkreisen.

    Hier reduziert die Covid-Impfung das Risiko für das Auftreten dieser Komplikationen.

Ist das bei allen Krankheiten so oder besonders bei Covid?

Prinzipiell gilt die Empfehlung zur körperlichen Schonung und zur Sportkarenz während des Infekts auch für andere Infektionskrankheiten wie beispielsweise die Grippe oder eine Verkühlung.

Ab wann ist Training nach einer Corona Impfung möglich?

Derzeit wird durch das nationale Impfgremium nach einer Covid-Impfung eine körperliche Schonung von drei Tagen und eine Sportkarenz von einer Woche empfohlen. Wenn innerhalb der ersten drei Wochen nach Impfung Beschwerden wie Müdigkeit, Abgeschlagenheit oder Fieber auftreten, wird von einer körperlichen Anstrengung bzw. Leistungssport abgeraten. Im Zweifel ist eine ärztliche Rücksprache empfehlenswert.

Wie viele Tage sollte ich nach einer Erkrankung Pause machen? Kann man das überhaupt an Tagen
festmachen?

Es gibt keine wirklichen evidenzbasierten Richtlinien, wann nach einer COVID-19-Erkrankung wieder mit dem Sport begonnen werden kann. Unterschiedliche Behörden empfehlen allerdings mindestens 10 Tage nach Auftreten der Symptome auf jegliche sportliche Betätigung zu verzichten, davon mindestens sieben Tage nach Abklingen aller Symptome. Darüber hinaus sollten alle symptombezogenen Behandlungen abgeschlossen sein. Hierbei handelt es sich um medikamentöse Behandlungen.

Wichtig: Nach Covid klagen viele über den Verlust oder eine Einschränkung von Geschmack und Geruch. Da diese Symptome länger als 10 Tage andauern können und bis dato keine nachweisbaren Auswirkungen auf sportliche Aktivitäten haben, sind sie in diesen Phasen nicht zu berücksichtigen.

return to sports nach covid-19 Quelle: sportmedizin.or.at/sport-nach-covid-19

5 Schritte für Sport nach Covid – Ein Leitfaden für die Rückkehr zum Sport und den Wiedereinstieg ins Training nach der Erkrankung

grafik sport nach covid

Die hier dargestellte Grafik skizziert einen symptombasierten Ansatz zur medizinischen Freigabe für einen Wiedereinstieg ins Training nach einer COVID-19-Erkrankung.

Die Tabelle darunter beschreibt die Phasen, die Sportler:innen durchlaufen sollten, um wieder mit dem Training zu beginnen. Diese Phasen gelten sowohl für Hobby- als auch für Profisportler:innen. Diese Phasen beschreiben die Schritte, die bei einem Wiedereinstieg gegangen werden sollten.

Phase

Aktivitätslevel

Ziel

Percent of maximProzentsatz der maximal zulässigen HR

Dauer der Trainingseinheit

Trainingsintensität und Beispiele

Phase 1

Pause / KEINE Aktivität

Erholung

Keine Angabe

Keine Angabe

Schlafen und Tätigkeiten des täglichen Lebens.

Phase 2

Leicht

Kontrollierter Anstieg der Herzrate

<70%

<15 Minuten

Leichtes Training (z. B. Gehen, leichtes Joggen, leichtes Ergometer).

Kein Widerstands- oder Krafttraining

Phase 3

Moderat

Erhöhung der Häufigkeit und Dauer der sportlichen Betätigung

<80%

<45 Minuten

Anspruchsvollere aerobe Aktivitäten (z. B. 2- bis 3-km-Lauf [7 bis 9 Minuten/km] oder bei leichtem Tempo für Eliteläufer; Ergometer bei 50 bis 125 Watt; andere Aktivität bei RPE 9 bis 12).

Leichtes Widerstandstraining (z. B. Übungen mit dem eigenen Körpergewicht, die ohne Schwierigkeiten 15 bis 20 Wiederholungen ausgeführt werden können; Krafttraining mit 50 % des 1RM oder weniger).

Phase 4

Aktivierend

Steigerung der Übungsintensität; Wiederherstellung der funktionellen Fähigkeiten

<80%

<60 Minuten

Intensivere aerobe Aktivitäten (z. B. 3- bis 5-km-Lauf [6 bis 9 Minuten/km] oder mit moderatem, aber nicht schnellem Tempo Ergometer mit >150 Watt; andere Aktivität mit RPE 11 bis 14).

Intensiveres Widerstandstraining/ Kraftraining (z. B. Übungen mit dem eigenen Körpergewicht; Krafttraining mit 70 % des 1RM oder weniger).

Phase 5

Normales Training

Allmähliche Wiederaufnahme des normalen Fitnessprogramms

Keine Angabe

Keine Angabe

Normales Training

Wiedereinführung von Sprints, Intervalltraining und Beweglichkeitstraining.

Normales Wiederstandsstraining / Krafttraining

Wichtig: Nach einer längeren Trainingspause muss sich der Körper erst wieder an Belastungen gewöhnen. Es ist folglich unbedingt notwendig, längere Erholungspausen einzuplanen. Zudem sollte besonderen Wert auf das Warm Up gelegt werden. Nur so können Verletzungen bestmöglich verhindert werden.

Mehr dazu in unseren allgemeinen Blog über den Wiedereinstieg ins Training nach Pause.

Das FITT-Prinzip für Sport nach einer COVID-19 Erkrankung

Die oben gezeigte Tabelle stellt einen Leitfaden für einen möglichen Wiedereinstieg ins Training dar. Das FITT-Prinzip sollte in jeder Phase (2-5) beachtet werden.

  • F – Häufigkeit: Anzahl der Tage pro Woche
  • I – Intensität: Niedrig, mäßig oder höher
  • T – Zeit: Minuten pro Sitzung für Ausdauertraining
  • T – Art: Ausdauer, Kraft, Beweglichkeit oder eine Kombination davon

Empfohlen wird, zuerst die Häufigkeit, dann die Dauer und schließlich die Intensität der Übungen zu erhöhen. Jeder Parameter sollte schrittweise erhöht werden. Dieses Schema ist oben berücksichtigt.

Krafttraining nach COVID-19

Wie vorhin bereits erwähnt, steigt das Verletzungsrisiko nach einer längeren Trainingspause um ein Vielfaches. Nicht nur die Folgen der COVID-Infektion sind folglich zu beachten, sondern auch die Gefahren einer Überlastung. Die National Strength and Conditioning Association (NSCA) und die Collegiate Strength and Conditioning Coaches Association (CSCCa) (beide USA) haben erst kürzlich Leitlinien entworfen, die Sportler:innen einen risikoarmen Wiedereinstieg ins Krafttraining ermöglichen sollen.

 

Trainingsvolumen/Arbeitsbelastung

Hier wird das 50/30/20/10-Prozent-Schema empfohlen. Dieses beinhaltet eine prozentuale Verringerung des wöchentlichen Gesamtvolumens oder der Arbeitsbelastung. Die vor der COVID-19-Erkrankung durchgeführten Gesamtzahlen dienen hier als Basiswert.

Fazit: In der ersten Woche, in der das Krafttraining wieder aufgenommen wird, wird das Volumen oder die Gesamtarbeitsbelastung um mindestens 50 Prozent reduziert, in der zweiten Woche um mindestens 30 Prozent usw.

Das Trainingsvolumen oder die Arbeitsbelastung wird anhand von Sätzen, Wiederholungen und Gewichten berechnet.

IntensitätDie Intensität, die im Allgemeinen durch den Prozentsatz der maximalen Wiederholungszahl (1RM) bestimmt wird, sollte entsprechend angepasst werden. Zu Beginn sollte ein niedrigerer Prozentsatz des 1RM verwendet und der Prozentsatz in den folgenden Wochen schrittweise erhöht werden.
Belastung-Erholung-VerhältnisUm eine angemessene Erholung zu ermöglichen wird empfohlen, dass in der ersten Woche nach der Rückkehr das Verhältnis zwischen Arbeit und Ruhe mindestens 1:4 beträgt (d. h. eine Minute oder ein Satz Arbeit gefolgt von vier Minuten Ruhe). In der zweiten Woche beträgt das Verhältnis mindestens 1:3 und in den verbleibenden zwei Wochen 1:2.

Die gesamten Leitlinien können bei Interesse unter dem folgenden Link abgerufen werden.

Ist ein Training mit Maske sicher oder schädlich?

Hier benötigt es mehr Studien. Denn die Auswirkungen des Tragens von Masken während des Trainings und des Wettkampfs sind noch nicht zu genüge untersucht. Einige Laborstudien deuten jedoch darauf hin, dass das Tragen einer Maske bei anstrengenden Übungen nicht schädlich ist und die Leistung nicht beeinträchtigt.

Gesundheitscheck vor dem Wiedersteinstieg ins Training

Nach überstandener COVID-19-Infektion sollte unbedingt die Sporttauglichkeit geprüft werden. Diese kann durch Ärzt:innen überprüft werden. Univ.-Prof. Dr. med. Jürgen Scharhag, Ärztlicher Leiter des Österreichischen Instituts für Sportmedizin, erklärt, dass erste Erfahrungsberichte gezeigt haben, dass Betroffene über längere Zeit in ihrer Leistungsfähigkeit stark eingeschränkt sein können. Noch ist die Datenlage allerdings nicht ausreichend, um sichere Aussagen zu Zusammenhängen und Langzeitfolgen zu treffen.

Wer Gewissheit über den persönlichen Gesundheitsstatus und die körperliche Belastbarkeit haben möchte, wird ein umfassender internistisch-kardiologischer Gesundheitscheck empfohlen.

Diese Gesundheitschecks beinhalten unter anderen:

  • Laboruntersuchungen,
  • Lungenfunktionsprüfung,
  • Ruhe-EKG,
  • Belastungs-EKG (Ergometrie),
  • Spiroergometrie
  • sowie einen Herz-Ultraschall.

Welche dieser Untersuchungen jeweils sinnvoll sind, wird individuell je nach klinischem Verlauf und Bild entschieden.

Fazit

Die kardiovaskulären Auswirkungen und langfristigen Folgen von COVID-19 sind derzeit noch nicht vollends geklärt. Bei Kardiologen herrscht jedoch Einigkeit, dass ein frühzeitiger Einstieg ins Training nach COVID unbedingt vermieden werden sollte.

Die oberen Fragestellen sollen als Leitfaden dienen, den Wiedereinstieg ins Training nach Corona optimal zu planen. 

Gastautor

Über DR. Max Garcia Martinez

Innere Medizin, Kardiologie  
  • 2014 Promotion zum Dr. med. univ. an der Medizinischen Universität Wien
  • Bis 2018 Ausbildung als Assistenzarzt am Zentrum für Kardiologie an der Universitätsmedizin Mainz mit spezifisch echokardiographischer, intensivmedizinischer und rhythmologischer Ausbildung
  • Promotion mit „magna cum laude“ am Zentrum für Kardiologie II (Rhythmologie) an der Universitätsmedizin Mainz
  • Ausbildung zum ERC-zertifizierten Advanced-Life-Support Kurs-Instructor
  • Bis 2021 Assistenzarzt für Kardiologie an der 5. Medizinischen Abteilung in der Klinik Favoriten in Wien mit Ausbau der Stressechokardiographie
  • 2021 Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie
  • Seit 2021 Anstellung als Facharzt in der Gruppenpraxis Herz13
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Dominik Stelzig

Dominik ist studierter Werbedesigner, Psychotherapiewissenschaftler sowie Psychotherapeut. Seit über 10 Jahren ist er in Werbung und Marketing tätig mit Schwerpunkt auf Content Marketing, SEO, Text und Konzept. Zudem ist er Buchautor und hält Vorträge sowie laufend Workshops.
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Dominik Stelzig

Dominik ist studierter Werbedesigner, Psychotherapiewissenschaftler sowie Psychotherapeut. Seit über 10 Jahren ist er in Werbung und Marketing tätig mit Schwerpunkt auf Content Marketing, SEO, Text und Konzept. Zudem ist er Buchautor und hält Vorträge sowie laufend Workshops.
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