Vanessa gehört seit 2014 zur Zone-Family und hat den Weg vom Mitglied zur Studioleiterin bestritten. Was sie zum CrossFit gebracht hat und wie sich auf die diesjährigen Open vorbereitet liest du hier.
Vanessa Wagner – Road to Open Halbfinale
Inhalt
Hallo Vanessa! Stell dich doch bitte kurz unserer Community vor.
„Ich bin 31 Jahre alt, hab 65kg, bin (wenn ich nicht schwer gedeadliftet habe) 170cm groß, ursprünglich aus dem schönen Südburgenland und bin, soweit ich weiß im Sternzeichen Löwe. Die Zone nenne ich seit 2014 mein zweites Wohnzimmer. Angefangen als ganz normales Mitglied, durfte ich relativ bald das Team mit meinen Coaching-Skills bereichern, seit 2017 bin ich Betriebsleiterin und Mädchen für alles in der Zone 1190.
Neben exzessiven CrossFit Training liebe ich Outdoor Sport. Winter Snowboard, Sommer Downhill Mountain Bike! Ich bin Magister der Sportwissenschaft, liebe Marillenknödel und bin sehr schlecht im Bälle fangen oder werfen.“
Wie bist du zum Crossfit gekommen?
„Ich komme ursprünglich aus dem Motorsport und bin sehr aktiv und leistungsorientiert Motocross gefahren. Um mich in den Wintermonaten für die kommende Rennsaison fit zu halten, habe ich mich in ein CrossFit Gym in Graz eingeschrieben. Liebe Grüße an dieser Stelle an CrossFit Graz und danke, dass ihr mir diesen wundervollen Sport nähergebracht habt.
Naja und der Rest ist Geschichte. Aufs Motorbike setzte ich mich heute eher selten und wenn nur zum Spaß – dafür ist mein voller Fokus auf CrossFit gerichtet.„
Was hat dich an CrossFit so fasziniert?
„Ich lieber Herausforderungen. Ich mag das gefühlt, dass man nie auslernt und das tut man im CrossFit aufgrund der Vielfalt des Sports tatsächlich nie! Außerdem trainiere ich gerne hart und viel. Ich mag das Gefühl, am Ende eines Workouts völlig erschöpft aber stolz am Boden zu liegen. Uuund ich bin absolut keine Spezialistin. Ich war in jedem Sport, den ich bisher betrieben habe immer recht gut, aber eben nie die Beste. Diese – nennen wir es mal „Schwäche“ – kann ich im CrossFit super ausgleichen, da ich hier in keiner Disziplin perfekt, jedoch in vielen Bereichen sehr gut sein muss – und das bin ich!“
Wenn du dich an deine Crossfit Anfängerphase zurückerinnerst: Was hättest du am Anfang gerne gewusst / Welcher Skill war für dich am schwersten zu erlernen?
„Meine CrossFit Anfänge waren tatsächlich sehr holprig. Ich war Anfangs so fokusiert auf meinen eingentlich Sport Motocross, dass mich die vielen unterschiedlichen Übungsbezeichnungen völlig überfordert, bzw. erst gar nicht interessiert haben. Erst nach einer Zeit und mit der Bestätigung von Coaches und Freunden, habe ich mein Talent in und meine Liebe für den Sport gefunden. Um ehrlich zu sein waren so gut wie alle technisch anspruchsvollen Bewegungen eine riesen Hürde für mich.
Ich tu mich bis heute schwer im Erlernen neuer Skills. Wer also glaubt, dass ich ganz easy und intuitiv schwere Movements erlernt habe, irrt sich gewaltig. Ich habe einfach einen unglaublich sturen Kopf und kann ums Verrecken nicht verlieren. So habe ich mit ganz kleinen Schritten, 1000 Misserfolgen aber fester Entschlossenheit und Geduld Ring Muscle Ups, Snatches und Handstand Walks gelernt.„
Wann hast du dich dazu entschieden, das ganze als Leistungssport zu betreiben?
„Ich weiß es eingentlich nicht. Das ist einfach so passiert. Zu dem Zeitpunkt, als ich mit CrossFit begonnen habe, steckte der Sport in seinen Kinderschuhen und es war sehr einfach, sich für Wettkämpfe zu qualifizieren. Da ich mich schon immer sehr gerne mit anderen gemessen habe, war ich auch in dieser Sportart von Anfang an super Wettkampf-geil. Aus den ersten nationalen und kleineren Wettkämpfen, wurden internationale und immer größere und professionellere Competiotions. Als „Leistungssportlerin“ betrachte ich mich selbst wahrscheinlich seit 2018 – wo ich mich für die Regionals (die inoffizielle Europa-Meisterschaft) qualifizieren konnte. „
Was sind die Herausforderungen einer Leistungssportlerin / was ist speziell für dich herausfordernd?
„Puh, da gibt es tatsächlich viele! CrossFit ist eine extrem zeitaufwendige Sportart und man muss auf vieles verzichten. Am schwierigsten ist für mich persönlich der Spagat zwischen Sport, Beruf und Privatleben. Oft priorisiere ich Sport und Job, wodurch dann schon mal die Familie oder Freund zu kurz kommen. Der Tag hat eben nur 24 Stunden. Hier bin ich aber unglaublich dankbar ein so unterstützendes und verständnisvolles Umfeld zu haben. „
Wo siehst du die Unterschiede zwischen Crossfit als Wettkampfsport und Crossfit als Gesundheitssport?
„Der Unterschied ist riesengroß und es ist mir persönlich unglaublich wichtig, den Leuten in meinen Gruppenstunden einen gesunden und normalen Zugang zu CrossFit als Hobby- und Gesundheitssport mitzugeben. CrossFit als Wettkampf-Sport setzt ein unglaublich hohes Trainingsvolumen voraus. 15-20 Trainingsstunden und ein belastbarer Körper sind wahrscheinlich absolute Grundvoraussetzung, um konkurrenzfähig zu sein.
Ein so hohes Trainingsvolumen ist natürlich nicht gesund, da muss man ganz ehrlich sein. Im Vordergrund steht die sportliche Leistung, da bleiben natürlich Verletzungen und Überlastungs-Erscheinungen nicht aus. Das soll natürlich beim Hobbysport auf gar keine Fall so sein. Hier geht es darum, sich technisch sauber zu bewegen, langfristig stärker und ausdauernder zu werden und natürlich auch an seinen körperlichen und mentalen Grenzen zu gehen – aber nicht um jeden Preis!„
Was waren deine bisher größten Erfolge im Crossfit?
„Das ist leicht! Die Qualifikation und Teilnahme an den CrossFit Regionals 2018 in Berlin/DE (Europameisterschaft) und die Qualifikation und Teilnahme bei den Reebok CrossFit Games 2019 in Wisconsin/USA (Weltmeisterschaft).„
Gibt es Ziele, die du in deiner Crossfit Karriere noch erreichen möchtest?
„Ja, die Qualifikation für die Semifinals dieses Jahr! Die Open und Quaterfinals werden also eine sehr aufregende Zeit für mich!“
Was ist dein nächster Wettkampf?
„Die CrossFit Open 2022 und im best case sämtliche Folge-Events (Quaterfinals und Semi Finals). Dann habe ich noch Wettkämpfe in Österreich, Frankreich, Holland, Dänemark und Deutschland geplant. Aber wer weiß, wie die Saison verläuft. Und qualifizieren muss ich mich natürlich auch erst mal…“
Wie bereitest du dich auf die Open vor (Peaking für Quarters) / Kannst du erklären, wie eine typische Trainingswoche bei dir jetzt/kurz vor Wettkampf/in verschiedenen Phasen aussieht?
„Mein Ziel ist es, die Open relativ entspannt mitzunehmen und erst zu den Quaterfinals Ende März zu peaken. Im Moment bin ich am Anfang der direkten Wettkampf Vorbereitung. Das bedeutet in meinem Fall 8 Trainingseinheiten pro Woche, wobei ich Donnerstag und Sonntag komplette Restday habe an denen ich versuch viel zu essen und mich möglichst wenig zu bewegen, um für die kommenden Sessions wirklich zu 100% ready zu sein. Der Inhalt meiner Sessions lässt sich im Moment sehr einfach beschreiben: sehr viele harte und intensive Workouts, sehr schweres Gewicht, sehr viele Movements, in denen ich nicht so gut bin. Also eigentlich ausschließlich das unangenehme Zeug – aber ich mag‘s! Das ist die Phase wo alle Puzzleteile der vorhergegangenen Trainingszyklen zusammengebaut werden und es fühlt sich supergut an, wenn man Schritt für Schritt stärker und besser wird!“
Wie trainierst du, wenn du dich gerade nicht auf einen Wettkampf vorbereitest / was machst du sonst / wie hältst du dich in Form?
„Ich trainiere auch in der Off Season durchgehend CrossFit. Mit dem Unterschied, dass sämtliche Einheiten deutlich easier sind – sowohl in Bezug auf Gewicht, also auch Workout Intensität. Meistens verfolge ich für einen Zyklus (6-8 Wochen) immer ein bestimmtes Ziel. So gibt es Zyklen, wo der Fokus auf Weightlifting liegt, dann wieder mehr auf Cardio und Laufen, der nächste dann vielleicht auf Krafttraining. Das sind die einzelnen Puzzle-Teile, von denen ich vorher gesprochen habe. Erst in der direkten Wettkampfvorbereitung kommt dann alles zusammen. Außerdem versuche ich in der Offseason auch wieder mehr andere Sportarten auszuüben. So bin ich in den letzten Jahre sehr stark auf den Geschmack des Downhill Mountainbikens gekommen. Im Sommer trifft man mich also sehr oft im Bikepark!“
Du bist schon lange dabei: Wie hat sich Crossfit deiner Meinung nach verändert / wie siehst du die Zukunft von Crossfit in Österreich?
„Der Sport ist sowohl national als auch international extrem gewachsen. Preisgelder werden höher, das Interesse der Öffentlichkeit wächst stetig, die Leistungen der AthletInnen werden immer absurder. Früher war einfach alles amateurhafter. Da hast du schon mal bei einem Wettkampf ganz vorne mitmischen können, ohne alle Movements zu beherrschen. Das geht heute nicht mehr. Irgendwie cool, dass das Level mittlerweile so hoch ist, andererseits auch wieder schade, da die Messlatte für den Einstieg ins kompetitive CrossFit so extrem hoch liegt, dass es für viel ambitionierte Hobbysportler und den Nachwuchs kaum erleichterte Einstiegsmöglichkeiten bzw. keine richtige Plattform gibt, wo sie sich messen können ohne dabei schon das ganz schwierige Zeug wie Ring Muscle Ups oder super schwere Snatches zu beherrschen. Das wäre etwas, dass ich mir für die Zukunft des Sports – vor allem natürlich in Österreich – wünschen würde. Aber ich bin guter Dinge, dass sich auch auf diesem Gebiet noch viel tun wird! Deshalb freue ich mich, in der Zukunft, viele österreichische Newcomer zu sehen. Dann werde ich mich gemütlich am Rande des Competition Floors mit einem Bierchen zurücklehnen und die Talente bestaunen, wie sie den Sport auf ein noch höheres Level treiben.“
Über unsere Coaches Spotlights
In unseren Coaches Spotlights dürfen wir euch monatlich Trainer:innen, der besten Fitness Community der Stadt vorstellen. Wir räumen mit Klischees rund um CrossFit auf und wollen zeigen, dass Bewegung wirklich allen Spaß machen kann.